Mahnwachen in acht Bundesländern

Jugend mahnt die kommunalen Arbeitgeber zum Handeln

Zu einer dezentralen Mahnwache versammelten sich am 13. April 2016 in acht Bundesländern viele junge Beschäftigte des öffentlichen Dienstes vor den Sitzen der kommunalen Arbeitgeberverbände. Auch in Berlin haben Jugendvertreter mit Unterstützung der stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden Astrid Hollmann vor der Tür des kommunalen Arbeitgeberverbandes erneut eindringlich auf ihre Forderung hingewiesen.

Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend, stellte im Gespräch mit Claudia Pfeiffer, Geschäftsführerin der KAV Berlin klar: „Gerade die Befristungen für Berufseinsteiger schrecken viele Auszubildende ab, denen so eine Perspektive und Verlässlichkeit fehlt. Sie suchen sich dann eher einen Arbeitsplatz in der Privatwirtschaft. Das verschärft den Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst nochmals enorm.“ dbb-Vize Hollmann unterstützte: „Die Arbeitgeber können nichts gewinnen, wenn sie versuchen, einen Discountabschluss ohne Perspektiven für den Nachwuchs durchzusetzen. Jeder, der über den Tag hinaus denkt, wird erkennen, dass der öffentliche Dienst ohne Jugend keine Zukunft hat!“ Bezahlung, Arbeitsbedingungen und Job-Perspektiven müssten stimmen, sonst werde der dringend benötigte Nachwuchs sein Auskommen woanders suchen. Das Nachsehen hätten am Ende die Bürger.

Die jungen Gewerkschafter hatten zur Mahnwache Schilder mit der Aufschrift „Vorfahrt für die Jugend“, „BefristungsSTOP“, „Baustelle öffentlicher Dienst“ und „Öffentlichen Dienst wiederbeleben“ dabei. Damit wiesen sie darauf hin, dass bis 2023 etwa 700.000 Beschäftigte in den Ruhestand gehen, und die Bewerberzahlen für den öffentlichen Dienst rückläufig sind. Sandra Kothe: „Wir müssen jungen Menschen im öffentlichen Dienst eine Perspektive bieten und sie nach bestandener Ausbildung auch endlich übernehmen. Wir können nicht verstehen, dass die Arbeitgeber es seit Jahren nicht schaffen, eine verlässliche Regelung für eine unbefristete garantierte Übernahme zu schaffen. Es kann auch nicht sein, dass unsere Azubis etwa 50 Euro ihrer Reisekosten zu den auswärtigen Berufsschulen selber tragen müssen. Wo kommen wir denn hin, dass wir zur Arbeit noch unser eigenes Geld mitbringen müssen?“

So sahen das auch zahlreiche andere Teilnehmer der Mahnwache. Steven Werner, Sprecher der AG Jugend in Europa, sagte: „Die Arbeitgeber sprechen von hohen Kosten, die durch einen Tarifabschluss verursacht würden. Wir stehen heute hier um zu zeigen, dass die Beschäftigten nicht als Kosten, sondern eher als Investition in die Zukunft begriffen werden sollten.“ Das unterstützte auch der stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend Steffen Kollmanns: „Ich bin heute hier, um ein deutliches Zeichen zu setzen, dass ein zukunftsfähiger öffentlicher Dienst und somit ein handlungsfähiger Staat nicht zum Nulltarif zu haben sind. Das betrifft auch die unbefristete Übernahme der Auszubildenden.“ Und Torsten Jaene (DPVKOM) stellte fest: „Klar ist, dass der öffentliche Dienst mit seiner Befristungspolitik ein schlechtes Vorbild für die Privatwirtschaft ist.“

Neben Berlin haben sich engagierte junge Gewerkschafter zeitgleich auch zu Mahnwachen in Stuttgart, München, Frankfurt am Main, München, Mainz, Dresden und Halle an der Saale getroffen. Laut einer IAB-Studie ist der öffentliche Dienst negativer Spitzenreiter bei Befristungen. Davon überproportional stark betroffen ist die Altersgruppe der 16- bis 24-Jährigen. Die dbb jugend fordert daher in der Einkommensrunde neben einer Erhöhung der Azubientgelte um 100 Euro, 30 Tagen Urlaub und Verbesserungen bei den Reisekosten insbesondere auch die unbefristete Übernahme. Von der Einkommensrunde sind deutschlandweit 2,4 Millionen Beschäftigte sowie über 100.000 Azubis und Praktiken unmittelbar und mittelbar betroffen.

 

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