Lehrerbefragung zur Inklusion: Realität hinkt Ansprüchen weiter hinterher
„Inklusion wird nicht gelingen, wenn die Lehrkraft alleine, ohne Unterstützung durch weitere Professionen und nicht ausreichend fortgebildet, in zu großen Klassen und zu kleinen Räumen unterrichten muss! Die repräsentativen Ergebnisse belegen aber erneut, dass genau das nach wie vor die Realität an deutschen Schulen ist“, sagte Udo Beckmann, Bundesvorsitzender des Verbandes Bildung und Erziehung (VBE) am 29. Mai 2017 mit Blick auf die Ergebnisse der im Auftrag des VBE durchgeführten forsa-Umfrage „Inklusion an Schulen aus Sicht der Lehrkräfte in Deutschland – Meinungen, Einstellungen, Erfahrungen“. Forsa habe die Befragung unter 2.050 Lehrkräften allgemeinbildender Schulen im April und Mai 2017 durchgeführt.
Über die Hälfte der Lehrkräfte (54 Prozent) spricht sich demnach trotz der schlechten Bedingungen für den gemeinsamen Unterricht aus. Für Inklusion würden vor allem die Förderung sozialer Kompetenzen, das soziale Lernen und die Förderung von Toleranz sprechen. Wenige befürchten Nachteile für nicht-behinderte Kinder oder glauben, dass behinderte Kinder überfordert oder frustriert werden. Beckmann: „Die Politik sollte vor Scham im Boden versinken, wenn sie hört, was die Lehrkräfte an Gründen gegen Inklusion vorbringen. Es fehlt an Fachpersonal, die ungenügende materielle und finanzielle Ausstattung wird bemängelt und viele werden nicht adäquat durch Aus-, Fort- und Weiterbildung vorbereitet. Deshalb gibt fast ein Fünftel an, dass die Regelschule den erhöhten Förderbedarf behinderter Kinder nicht leisten kann. Hier wird besonders offensichtlich, dass Anspruch und Wirklichkeit nicht im Einklang sind.“ So sei auch zu interpretieren, dass 59 Prozent der Befragten für den vollständigen Erhalt der Förderschulen seien und immer noch 38 Prozent für einen teilweisen Erhalt votieren.
Der VBE fordere daher massive Investitionen für eine gelingende Inklusion. Dazu gehöre eine Doppelbesetzung aus Lehrkraft und Sonderpädagoge, die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, die schulbaulichen Voraussetzungen, kleinere Klassen und bessere Vorbereitung durch angemessene Aus-, Fort- und Weiterbildung.