19. Europäischer Abend - Europa kommunizieren

Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise und wachsender Euroskepsis widmete sich der 19. Europäische Abend am 2. Dezember 2013 im dbb forum in Berlin unter der Überschrift „Europa kommunizieren“ der Frage, wie Europa seinen Bürgerinnen und Bürgern besser vermittelt werden kann.

dbb, Europa-Union Deutschland, die Vertretung der Europäischen Kommission in Deutschland und das Bundesnetzwerk Bürgerschaftliches Engagement begrüßten als Veranstalter neben den rund 300 europapolitisch interessierten Teilnehmerinnen und Teilnehmern die ehemalige Bundestagspräsidentin Prof. Dr. Rita Süssmuth, „Spiegel“-Redakteur und Autor Markus Feldenkirchen, den Blogger und Politikberater Jon Worth sowie Julia Theres Held, ZDF-Moderatorin „heute in Europa“, Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, und Christian Wenning, Generalsekretär der Union der Europäischen Föderalisten.

„Europa darf nicht zu einem Projekt der Eliten werden“, warnte der CDU-Bundestagsabgeordnete Günter Krings, stellvertretender Vorsitzender der Europa-Union-Parlamentariergruppe im Deutschen Bundestag, in seiner Eröffnungsrede. Wenn die Menschen Europa nicht verstünden, weil zu viel über Institutionen und Instrumente und zu wenig über Ziele und Werte gesprochen werde, leiste dies populistischen europafeindlichen Tendenzen Vorschub. Hier müssten alle Beteiligten Akteure – auf politischer Ebene ebenso wie in Medien und Wirtschaft – gegensteuern, forderte Krings.

In seiner journalistischen Wahrnehmung und Bewertung des Themas Europa stellte Markus Feldenkirchen, Redakteur des Nachrichtenmagazins „Der Spiegel“ und Buchautor, fest, dass in Organisation und Produkten des Medienbetriebs noch zu oft „die Tangente zur Lebenswirklichkeit“ fehle: „Das fatale Denken, Europa sei weit weg, ist noch immer weit verbreitet und spiegelt sich auch in der Organisationsstruktur von Redaktionen wider“, so Feldenkirchen. Zudem fehlten Europa die Symbole, die „Köpfe“, über die insbesondere mediale Kommunikation funktioniere. Schließlich warb Feldenkirchen auch für eine „neue positiv-optimistische Erklärung und Motivation von Europa, die Lust auf eine gemeinsame europäische Zukunft macht“. Insbesondere für die jüngeren Generationen sei das Befriedungsargument durch den Staatenbund nicht mehr wirklichkeitsnah, sie interessierten sich eher für wirtschaftliche und persönliche Vorteile, die ihnen ein vereintes Europa biete. Ähnlich wie Feldenkirchen argumentierte der Blogger und Politikberater Jon Worth, der am Beispiel der im kommenden Jahr anstehenden Europawahlen deutlich machte, wie bedeutsam europaweite Spitzenkandidaten der Parteien für ein besseres Europa-Verständnis der Bürgerinnen und Bürger sind. Am Beispiel erfolgreicher Online-Kampagnen wie „fishfight.net“ und „right2water.eu“ zeigte Worth zudem auf, wie Bürgerinnen und Bürger mittlerweile durchaus direkten Einfluss auf die Entscheidungen der Europäischen Union nehmen, was sich seiner Meinung nach auch deutlicher in der medialen Berichterstattung niederschlagen müsse.

In der von Sabine Porn („rbb inforadio“) moderierten Podiumsdiskussion bestand Konsens, dass Europa in der Kommunikation näher an die Menschen und ihre jeweilige Lebenswirklichkeit rücken müsse. So kritisierte Bundestagspräsidentin a. D. Rita Süssmuth, dass „zu technisch und kompliziert über Europa gesprochen wird – da geht kein Funke hoch, die Menschen verstehen das nicht“. Thomas Krüger, Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung: „Wir brauchen eine Betriebstemperatur für Europa, mehr Emphase.“ Das könne nur über mehr Öffentlichkeit für Europa und eine verstärkte transnationale Berichterstattung erreicht werden. Der Generalsekretär der Union der Europäischen Föderalisten Christian Wenning warnte vor der Gefahr, dass immer mehr Menschen den populistischen Europagegnern folgten, wenn es keine politischen EU-Entscheider mit wahrnehmbarer Präsenz und Problemlösungskompetenz gebe: „Wir brauchen Ritter mit offenem Visier für Europa.“ ZDF-Moderatorin Julia Theres Held beschrieb das durchaus vorhandene Interesse der Mediennutzer an Berichterstattung über Europa – „entscheidend ist, die Themen so zu erzählen, dass sich die Menschen unmittelbar davon betroffen fühlen“.

In seinem Schlusswort versicherte Klaus Dauderstädt, dbb Bundesvorsitzender und Vize-Präsident der Europäischen Union der Unabhängigen Gewerkschaften – CESI, dass sich der gewerkschaftliche Dachverband weiterhin dafür einsetzen werde, „dass Deutschland ein europäisches Deutschland wird“.

Auftakt und Abschluss des Abends war erneut eine rege angenommene Informationsbörse, die jeweils einen themenbezogenen Rahmen für den Europäischen Abend bietet. Der nächste Europäische Abend findet am 17. März 2014 zum Thema „Europa wählen“ statt.

 

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