BLBS: Italienisch-deutsche Berufsbildungskooperation

Der Bundesverband der Lehrerinnen und Lehrer an beruflichen Schulen BLBS verstärkt seine Zusammenarbeit mit der italienischen CESI-Gewerkschaft CONFSAL im Berufsschulsektor. „Italien hat sehr unter der Wirtschaftskrise der vergangenen Jahre gelitten. Über 40 Prozent der jungen Menschen unter 25 sind arbeitslos, haben also weder ein Beschäftigungsverhältnis noch befinden sie sich in der Ausbildung. Dagegen hilft nur ein radikaler Umbau des bisherigen Systems. Dabei wollen wir die italienischen Partner künftig beraten“, sagte Stefan Nowatschin, stellvertretender BLBS-Bundesvorsitzender, während eines Besuchs beim Vizepräsidenten des CESI-Berufsrates Bildung (EDUC), Salvatore Piroscia, am 10.Dezember in Rom. Außerdem präsentierte er die lokale Berufsbildungspraxis in Deutschland am 12. Dezember bei einer Fachtagung von EQAVET, der europäischen Dachorganisation zur Sicherung der Qualität in der beruflichen Bildung.

Piroscia, Generaldirektor des italienischen Bildungsinstituts confsalform unter dem Dach der italienischen Gewerkschaft CONFSAL, informierte den BLBS-Vize über die italienischen Pläne für eine verbesserte dualisierte Berufsorientierung. Das auf zwei Jahre angelegte Projekt, gefördert aus Mitteln der EU "Jugendgarantie - Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit“, soll zunächst ab 2015 in Italien erprobt werden. In einem zweiten Schritt wird es anderen europäischen Ländern zur Verfügung gestellt. „In Deutschland haben wir mit einer ausgewogenen Mischung aus Theorie und Praxis in der Ausbildung gute Erfahrungen gemacht. Junge Menschen müssen nach einer erfolgreichen Ausbildung nicht erst mühsam an den Arbeitsmarkt herangeführt werden, sie haben sich bereits mit ersten eigenen Schritten bewährt“, so Nowatschin.

Diese Erkenntnisse ließen sich nicht eins zu eins in anderen Ländern umsetzen, erläutert der BLBS-Vize. „Aber wir können wichtige Hinweise geben, welche Ansätze erfolgsversprechend sind und welche weniger. Bestimmte Fehler lassen sich so von Anfang an vermeiden.“ Mit Piroscia einigte sich Nowatschin auf einen verstärkten Austausch. „Sowohl im Berufsrat der CESI als auch über Kontakte aus der praktischen Berufsbildung wollen wir einen gegenseitigen Erkenntnisgewinn schaffen.“ Die bisherigen Planungen der italienischen Partner seien vielversprechend. Eine Ausweitung dieses Pilotprojekts könnte künftig auch in anderen krisengeplagten Staaten bei der Stabilisierung des Arbeitsmarkts helfen.

Vor den Teilnehmern der EQAVET-Tagung betonte Nowatschin, wie wichtig die personelle und finanzielle Ausstattung der berufsbildenden Schulen sei: „Das ist der Ort, an dem maßgeblich die angehenden Fachkräfte für den nationalen und europäischen Arbeitsmarkt qualifiziert werden. Das geht aber nur mit entsprechend gut ausgebildetem Personal und guten Lehrmitteln.“ Außerdem müssten die Kompetenzen der Bildungsakteure lokal, regional und im besten Falle auch europäisch noch besser vernetzt werden. „Nur wenn die vorhandenen Ressourcen effizienter gehandhabt und eingesetzt werden, kann die Berufsbildung über den vorhandenen Status quo hinaus weiterentwickelt werden. Das bleibt eine große Herausforderung.“

 

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