Deutscher Realschullehrerverband (VDR)

Bundesweite „Exzellenzinitiative Realschulbildung“ gefordert

Jürgen Böhm, VDR Bundesvorsitzender und dbb Vize, hat zu einseitige Tendenzen, Schwerpunkte und ideologisierte Perspektiven bei der Wahl der Schulbildungswege in Deutschland kritisiert, die zwangsläufig mit hohen Qualitätseinbußen einhergehen.

„Wenn in deutschen Großstädten mehr als zwei Drittel der jungen Menschen nach der Grundschule ein Abitur und damit eine akademische Ausbildung anstreben, ist das einfach unrealistisch. Viele junge Menschen werden mit falschen Versprechen fehlgeleitet und müssen sich realitätsfernen Erwartungen unterwerfen“, so Böhm.

Dem VDR Chef zufolge korrespondieren die in den letzten Jahren stetig wachsende, auffällig hohe Anzahl außergewöhnlich guter Abiturschnitte und die gleichzeitig hohe Abbruchquote in der universitären Ausbildung gerade im naturwissenschaftlich-technischen Bereich immer deutlicher: „Eine derart fatale Fehlentwicklung straft eine ganze Generation, die völlig falsche Vorstellungen von Leistung und Beruf bekommt und keine ausreichenden Fähigkeiten zu einer realistischen Selbsteinschätzung entwickeln kann.“

Auch die in den vergangenen Jahren aus fiskalischen, ideologischen und demografischen Gründen eingeführten Gemeinschaftsschulen würden einen strukturellen Irrweg ohne klares inhaltliches Profil darstellen. Mit dem Heilsversprechen eines Abiturs für alle, das von den wenigsten jungen Menschen einer Gemeinschaftsschule wirklich erreicht oder nur mit qualitativen Abstrichen vergeben werde, würden auch hier Fehlanreize gesetzt, die im realen Leben nicht zum beruflichen Erfolg führten.

Böhm fordert in diesem Zusammenhang mehr Wertschätzung für die Realschulbildung und verweist auf das Erfolgsmodell Realschule als Schlüssel zur Behebung des Fachkräfteproblems: „Der Realschulabschluss steht für hohe Bildungsqualität. Wer irgendeinen so genannten ‚mittleren Bildungsabschluss‘ nebenbei und im Vorbeigehen zugesprochen bekommt, wer keine hochwertige Abschlussprüfung am Ende der 10. Jahrgangsstufe ablegen muss, der hat eben dieses Qualitätssiegel Realschulabschluss längst nicht erreicht. In Bundesländern, die an einem inhaltlich modern aufgestellten Realschul-Bildungskonzept festhalten und jegliche qualitative Aufweichung ablehnen, bilden die Realschüler die Basis zur Behebung des Fachkräftemangels“, gibt Böhm zu bedenken.

Der VDR Chef plädiert für eine „Exzellenzinitiative Realschulbildung“ in Deutschland: „Wir brauchen nicht die x-te Oberstufenreform an Gymnasien und Gesamtschulen. Das Märchen von der Voll-Akademisierung der Gesellschaft verliert zunehmend an Zauber. Nutzen wir lieber die Erfahrungen und das bewährte, von Arbeitgebern hoch geschätzte Bildungskonzept der starken Realschulen. Die Realschulbildung ist das Sprungbrett in eine erfolgreiche, anspruchsvolle berufliche Ausbildung und lässt alle Karrierechancen offen.“

 

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