Verband Bildung und Erziehung (VBE) / Deutscher Philologenverband (DPhV)

„Deutsches Schulbarometer 2023“ veröffentlicht

Der VBE Bundesvorsitzende Gerhard Brand und die DPhV Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing haben am 20. September 2023 die Ergebnisse des „Deutschen Schulbarometers 2023“ kommentiert.

Die größten Herausforderungen aus Sicht der im „Deutschen Schulbarometer“ befragten Lehrkräfte seien, insbesondere nach Corona, das Verhalten der Schülerinnen und Schüler (34%), die eigene Arbeitsbelastung (31%), der Lehrkräftemangel (21%), die Bildungspolitik und Bürokratie (18%) sowie die Eltern der Schülerinnen und Schüler (17%). In der Umfrage gab ein großer Anteil der befragten Lehrkräfte in Teilzeit auf eine diesbezügliche Frage an, sich eine Aufstockung vorstellen zu können, wenn das Deputatsmodell zugunsten eines Arbeitszeitmodells geändert würde, in welchem nicht-unterrichtsbezogene Tätigkeiten des Lehrberufs neu erfasst und konkret zeitlich definiert würden. DPhV Chefin Lin-Klitzing stellte klar: „Die Fragestellung im Deutschen Schulbarometer ‚Wenn das sogenannte Deputatsmodell zu einem Arbeitszeitmodell geändert wird, in dem auch nicht-unterrichtsbezogene Tätigkeiten des Lehrberufs erfasst und zeitlich definiert werden´ unterstellt positiv, dass die Verrechnung der vielen Tätigkeiten neben dem Unterricht die Politik automatisch dazu führt, die erfassten unterrichtsbezogenen und nicht-unterrichtsbezogenen Tätigkeiten adäquat in einem Arbeitszeitmodell so zu verrechnen, dass daraus endlich ersehnte Entlastungen resultieren und man deshalb die Teilzeittätigkeit auch wieder aufstocken könne. Die mit dem Hamburger Arbeitszeitmodell bereits gesammelten Erfahrungen der Lehrkräfte deuten eher auf das Gegenteil hin. Trotz oder gerade wegen des umgesetzten Arbeitszeitmodells für Lehrkräfte anstelle des Deputatsmodells finden wir in Hamburg nicht den höchsten Anteil an Vollzeitbeschäftigten, sondern an Teilzeitbeschäftigten. Wir nehmen an, dass die Verrechnungsfaktoren für alle Lehrertätigkeiten in einem Arbeitszeitmodell politisch und nicht an der Wissenschaft orientiert gesetzt werden. In Zeiten des Lehrkräftemangels gehen wir weiterhin davon aus, dass die Umsetzung eines Arbeitszeitmodells deshalb eher weniger zu einer gerechten Verteilung und Entlastung führen wird. Wahrscheinlicher ist es, dass Verrechnungsfaktoren gesetzt werden, die gerade in Mangelzeiten eine höhere Unterrichtsversorgung für die Schülerinnen und Schüler erbringen sollen.“ Für die Steigerung der Attraktivität des Lehrkräfteberufs fordert der Deutsche Philologenverband unter anderem eine Verringerung der Verwaltungs- und außerunterrichtlichen Aufgaben für Lehrkräfte, die Verbesserung organisatorischer Rahmenbedingungen sowie die Gewährung und tatsächliche Umsetzung von Beförderungen.

VBE Chef Brand sagte mit Blick auf die fast zwei Drittel der Lehrkräfte in Teilzeit, die sich eine Aufstockung ihres Stundenkontigengentes rein theoretisch vorstellen könnten: „Viele Schulen leiden unter dem akuten Lehrkräftemangel. Auch wenn die Politik feuchte Augen bekommen mag, wenn sie hört, dass sich viele Lehrkräfte vorstellen könnten, ihre Stundenzahl heraufzusetzen, müssen wir feststellen: Bis die Voraussetzungen dafür erreicht sind, ist es noch ein sehr weiter Weg. Es braucht mehr Betreuungszeit für die eigenen Kinder und eine drastische Reduzierung außerunterrichtlicher Tätigkeiten. Allerdings wird hier etwas anderes sehr deutlich: Die Lehrkräfte wollen. Geben Sie ihnen endlich die Bedingungen, die dafür notwendig sind!“ Angesichts der weiteren Untersuchungsergebnisse warnte Brand außerdem: „Wir sehen in dem Umstand, dass Kinder in den Schulen von Ängsten aufgrund der finanziellen Lage ihrer Eltern geplagt sind, eine gefährliche Entwicklung. Dass ist eine Schande für ein reiches Land wie Deutschland. Besonders Kinder aus finanziell ohnehin schon stärker belasteten Familien haben unter dieser gesamtgesellschaftlichen Entwicklung sehr zu leiden, was sich direkt auf die Lernfähigkeiten der Kinder auswirkt. Immer häufiger fehlt das Geld für zentrale Dinge des Schulalltages, wie angemessene Sportkleidung, Ausflüge oder sogar das Mittagessen. Schülerinnen und Schüler gehörten bereits in Corona-Zeiten zu den Hauptleidtragenden. Dies darf sich in der Inflation nicht wiederholen. Es ist Aufgabe der Politik, hier passende Maßnahmen zu ergreifen, um betroffene Familien, aber auch Schulen in besonders betroffenen Regionen schnell und unbürokratisch zu unterstützen. Es ist sehr erfreulich, dass wir auch Verbesserungen bei den Problemen sehen, unter denen Schülerinnen und Schüler zu leiden haben, beispielsweise im Bereich der Motivationsprobleme oder beim Schulabsentismus. Langsam kommen die Aufholprogramme nach Corona in den Schulen an. Aber auch wenn es hier eine teils sehr positive Entwicklung gibt, bedeutet dies nicht, dass wir das Ziel schon erreicht haben. Es braucht an dieser Stelle weiterhin die Unterstützung des Bundes. Dies gilt auch für den Einsatz multiprofessioneller Teams, um die vielfältigen psychischen Belastungen der Schülerinnen und Schüler aufzufangen. Dies wird auch dadurch sichtbar, dass beispielsweise Konzentrationsprobleme unverändert hoch auftreten. Der eingeschlagene Weg, hier über passgenaue Programme wie Aufholen nach Corona, weist in die richtige Richtung. Er muss aber auch konsequent zu Ende gegangen werden. Andernfalls bleiben viele psychisch belasteten Schülerinnen und Schüler abgehängt.“

 

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