• Gespräch mit Christine Lüders

dbb bundesfrauenvertretung und Antidiskriminierungsstelle des Bundes

Geschlossen gegen Diskriminierung im öffentlichen Dienst

Lösungsansätze für ein diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Sektor standen im Mittelpunkt des Gesprächs der Vorsitzenden der dbb bundesfrauenvertretung Helene Wildfeuer und ihrer Stellvertreterin Jutta Endrusch mit der Leiterin der Antidiskriminierungsstelle des Bundes Christine Lüders am 21. April 2016. Anlass waren die am 19. April veröffentlichten Ergebnisse der bundesweiten Umfrage zu Diskriminierung in Deutschland. Danach wird beinahe jede zweite Diskriminierungserfahrung am Arbeitsplatz gemacht. „Das wirft kein gutes Licht auf unsere Arbeitswelt. Aus dem öffentlichen Dienst wissen wir, dass vor allem Frauen im Verlauf ihres Berufslebens immer wieder diskriminierende Erfahrung machen müssen, weil sie Teilzeit oder Telearbeit nutzen, ein Kind oder Angehörige pflegen. Und das, obwohl es hier entsprechende Gesetze gibt, die gerade solche Benachteiligungen verhindern sollen“, machte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung deutlich.

Diese gelebte Benachteiligungskultur bildet sich nach Ausfassung Wildfeuers in der Beurteilungspraxis im öffentlichen Dienst ab. „Die dienstliche Beurteilung ist ein Einfallstor für mittelbare Diskriminierung. Selbst die Ergänzung im Bundesgleichstellungsgesetz, dass laufbahnrechtliche Entscheidungen nicht durch die Wahrnehmung von Familien- oder Pflegeaufgaben beeinflusst werden dürfen – also weder von Unterbrechungen der Berufstätigkeit noch durch Reduzierung der Arbeitszeit – sind bisher ohne signifikante Wirkung.“

Als problematisch bezeichnete die Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung zudem den Einfluss von Geschlechterstereotypen auf die Karriereentwicklung von Beschäftigten. „Führungspersonen und Personalverantwortliche müssen erkennen, wie viel Gewicht und welche zum Teil langfristigen Auswirkungen ihr persönliches Rollenverständnis auf das berufliche Fortkommen ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter tatsächlich haben“, appellierte Wildfeuer. „Wir sehen hier zwei Lösungsmomente. Zum einen, eine stärkere Orientierung der Beurteilungskriterien an den Arbeitsergebnissen, zum anderen, die Notwendigkeit einer neuen Leistungskomponente für Führungskräfte: Für Vorgesetzte muss Frauenförderung beförderungsrelevant sein!“

Christine Lüders signalisierte den Vertreterinnen der dbb bundesfrauenvertretung Unterstützung bei einer gemeinsamen Initiative für ein diskriminierungsfreies Fortkommen im öffentlichen Dienst. Um Vorurteile und festgefahrene Rollenmuster zu überwinden, müsse man bei den Führungskräften mit der Sensibilisierung beginnen. Dazu gehörten insbesondere intensive Schulungen zur diskriminierungsfreien Führung, ein gutes Diversity Management und die Einführung von anonymisierten Bewerbungsverfahren, so Lüders.

Umfrage zu Diskriminierung in Deutschland

Wie aus der Umfrage zu Diskriminierung in Deutschland hervorgeht, wurde beinahe jede dritte befragte Person schon einmal im Leben diskriminiert. Fast jede zweite berichtete Diskriminierungserfahrung fand am Arbeitsplatz statt – am häufigsten aufgrund des Alters (14,5 Prozent) und des Geschlechts (9,2 Prozent). An der von der Antidiskriminierungsstelle des Bundes initiierten Erhebung hatten sich mehr als 18.000 Personen beteiligt, knapp 17.000 hatten selbst erlebte Diskriminierungssituationen beschrieben. Die Betroffenenbefragung ist damit die größte, die es bislang in Deutschland zu diesem Thema gab. Auch die dbb bundesfrauenvertretung hatte zur Beteiligung an der Umfrage aufgerufen. Die ausführlichen Ergebnisse sind als Download unter www.antidiskriminierungstelle.de abrufbar.

 

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