dbb Bildungsgewerkschaften

„IQB-Bildungstrend 2021“ veröffentlicht

Die neueste von der Kultusministerkonferenz (KMK) beauftragte Studie „IQB-Bildungstrend 2021“ ist am 17. Oktober 2022 erschienen. Sie erhebt die Kompetenzen in den Fächern Deutsch und Mathematik am Ende der 4. Jahrgangsstufe.

Der Deutsche Philologenverband (DPhV) zeigt sich äußerst besorgt über die Ergebnisse. Darin werde unter anderem deutlich, dass vor allem in Berlin, Brandenburg, Bremen und auch Nordrhein-Westfalen viele Grundschülerinnen und -schüler (4. Klasse) nicht einmal die Mindestanforderungen im Lesen und in Mathematik erreichen.

„Diese Schülerinnen und Schüler werden das, was sie als Grundschüler nicht gelernt haben, nur schwer in den weiterführenden Schulen aufholen können. Die Grundschüler müssen extrem viel nachholen, um die mangelnden Kenntnisse in Deutsch und Mathematik zu kompensieren. Das macht den Einstieg in die weiterführenden Schulen für sie doppelt schwer. Eltern, Lehrkräfte, Schülerinnen und Schüler müssen extrem stark zusammenstehen, um versuchsweise das auszugleichen, was die Grundschüler bisher nicht gelernt haben. Wir brauchen deshalb eine deutlich stärkere Lernerfolgsorientierung, wenn Deutschland sein Bildungsniveau annähernd halten will“, erklärt dazu die DPhV-Bundesvorsitzende Susanne Lin-Klitzing. 

Der DPhV findet es deshalb auch zu wenig, dass sich für die neuen Bildungsstandards im Fach Deutsch für die Grundschule gerade einmal auf eine „lesbare Handschrift“ und „eine in den Kernbereichen“ korrekte Orthographie geeinigt wurde. Dies spiegele nur den Minimalkonsens der Länder wider, aber keine ambitionierten Ziele für ein besseres Leistungsniveau der Grundschülerinnen und -schüler in den Kernfächern Deutsch und Mathematik bundesweit. Lin-Klitzing: „In der Mathematik halten wir es für unabdingbar, dass neben den schriftlichen Verfahren der Addition, Subtraktion und Multiplikation auch das schriftliche Verfahren der Division eingeführt wird.“ Sie appelliere dringend an die KMK, die Lern- und Leistungsziele für die Grundschülerinnen und -schüler zu erhöhen, die neuen Bildungsstandards für die Grundschulen für ambitioniertere Ziele im Deutsch- und Mathematikunterricht nach oben zu korrigieren und Mindeststandards konsequent und verpflichtend abzusichern.

Laut dem Verband Bildung und Erziehung (VBE) seien die Ergebnisse des „IQB-Bildungstrend 2021“ nur als „katastrophal“ zu bezeichnen. Die Kompetenzen der Viertklässlerinnen und Viertklässler in den Bereichen Lesen, Zuhören sowie Orthografie und Mathematik würden kontinuierlich abnehmen. Zunehmend mehr Schülerinnen und Schüler erreichten zudem die Mindeststandards nicht und die soziale Schere klaffe immer weiter auseinander: Gerade die Schwächsten und Förderbedürftigsten würden immer mehr abgehängt. Was dabei aber nicht vergessen werden dürfe: Die Probleme würden nicht erst in der Schule beginnen, denn schon im April dieses Jahres habe die DKLK-Studie (Deutscher Kitaleitungskongress) gezeigt, dass schon in der frühkindlichen Bildung Personalmangel und Überlastung ein gefährliches Ausmaß erreicht hätten. Erste Bildungsdefizite brächten die Kinder so schon mit in die erste Klasse.

Ungleichheiten in Abhängigkeit von sozialem und zuwanderungsbezogenem Hintergrund hätten sich ebenfalls weiter verstärkt. Mit dem sozioökonomischen Status verbundene Disparitäten seien im Jahr 2021 stärker ausgeprägt als in allen früheren Erhebungen zum Erreichen der Bildungsstandards im Primarbereich. Hier würden gerade die Schwächsten abgehängt – also die, die am meisten Förderung und Unterstützung benötigen.  Es sei daher eine enorme Integrationsaufgabe, die jetzt zu leisten ist – nicht zuletzt, um die Auswirkungen der Corona-Ppandemie und der dadurch bedingten Schulschließungen zu bewältigen. Die Lehrerinnen und Lehrer an den Schulen hätten die Professionalität, den Willen und die Leidenschaft, das zu leisten. Allerdings seien die Folgen des enormen Lehrkräftemangels überall spürbar.

 

zurück

Aktiv im Ruhestand

  • dbb Seniorenmagazin
    "Aktiv im Ruhestand" informiert alle Kolleginnen und Kollegen der Generation 65 plus im dbb.