Deutscher Realschullehrerverband (VDR)
Differenzierte Wege ermöglichen bessere Leistungen
Die kürzlich veröffentlichte Studie „Kognitive Homogenisierung, schulische Leistungen und soziale Bildungsungleichheit“ bestätigt nach Auffassung des VDR, dass ein differenziertes Schulsystem mehr Bildungsgerechtigkeit als ein Einheitsschulsystem schafft.
„Wir sehen uns bestätigt und haben dies immer klar vertreten: Differenzierte Wege sind gerecht und fördern Qualität, Leistung, Vielfalt und Individualität. Mit der Studie wurden die Irrwege der Schulstrukturdiskussionen der vergangenen Jahre wissenschaftlich als solche belegt“, sagte Jürgen Böhm, VDR-Bundesvorsitzender und dbb Vize, am 11. März 2021.
Der Mannheimer Soziologe Hartmut Esser hatte gemeinsam mit dem Bamberger Wissenschaftler Julian Seuring untersucht, wie sich eine unterschiedlich strikt geregelte Differenzierung auf die Leistungen in der Sekundarstufe auswirkt. Die Ergebnisse der Studie besagen, dass eine Differenzierung die Effekte der sozialen Herkunft eher abschwächen denn verstärken. Die Leistungen in der Sekundarstufe nehmen dabei zu, insbesondere in der Kombination mit einer homogeneren Zusammensetzung der Schulklassen nach kognitiven Fähigkeiten.
Die Studie belege laut VDR überzeugend, dass das gegliederte Schulsystem für mehr Leistung und Bildungsgerechtigkeit in einem Land sorgt. Vor allem schwächere Schüler profitierten von einem differenzierten Bildungssystem. Die Studie widerspreche damit der in den vergangenen Jahren verbreiteten Meinung, eine strikte Leistungsdifferenzierung beim Übergang auf die weiterführende Schule führe zu einer stärkeren Bildungsungleichheit. "Viele konstruierte Schulstrukturdiskussionen, die Abschaffung von Übertrittskriterien in weiterführende Schulen und die künstliche Verlängerung der Grundschule bis Jahrgangsstufe 6 hätte man sich sparen können", so Böhm.
„Wie auch die Autoren der Studie appelliere ich an die Bildungsverantwortlichen in den Bundesländern, stärker auf Kriterien der Leistungsdifferenzierung zu setzen, um ein effizienteres und vor allem gerechteres Schulsystem für die Schülerinnen und Schüler zu ermöglichen. Die Studie zeigt deutlich, Einheitsschulsysteme wie die Gemeinschaftsschule, die Gesamtschule oder das ‚Abitur für alle‘ sind nicht die richtige Antwort.“