komba gewerkschaft / Verband Bildung und Erziehung (VBE)

Frühkindliche Bildung: Fachkräftemangel weiterhin ein Kernproblem

Der „Ländermonitor Frühkindliche Bildungssysteme“ der Bertelsmann Stiftung ist erschienen. Im Jahr 2023 fehlen in Deutschland demnach etwa 384.000 Kita-Plätze. Darüber hinaus mangelt es vielerorts an kindgerechter Personalausstattung.

Die komba gewerkschaft fordert von der Politik verbindliche und dauerhafte Strategien für die notwendige Fachkräftegewinnung und -bindung. „Mehr Qualität in der frühkindlichen Bildung und genügend Plätze gibt es nur mit ausreichendem und qualifiziertem Personal. Eine gute Personaldecke verbessert die Arbeitsbedingungen für alle. Sie trägt wesentlich dazu bei, das Berufsfeld wieder attraktiver zu machen. Das System Kita benötigt insgesamt eine verbindliche und nachhaltige Strategie. Fachkräfte müssen gewonnen und Bestandspersonal muss gehalten werden. Wenn weiter nichts passiert, dann können die Kitas ihren Bildungsauftrag nicht mehr garantieren“, betonte Sandra van Heemskerk, stellvertretende Bundesvorsitzende der komba gewerkschaft, am 20. Oktober 2022.

Für die vorhandenen Fachkräfte in den Kitas fordert die komba gewerkschaft Entlastung. „Neue, qualifizierte Fachkräfte gibt es nicht von heute auf morgen. Solange können die jetzigen Kita-Fachkräfte allerdings nicht warten. Bereits jetzt spielen viele von ihnen mit dem Gedanken, das System zu verlassen. Um das zu verhindern, muss über Entlastung gesprochen werden. Wir brauchen nicht zuletzt eine Aufgabenkritik mit den Leitfragen, was tatsächlich zur pädagogischen Arbeit gehört und welche Aufgaben durch unterstützende Kräfte wahrgenommen werden können“, macht van Heemskerk deutlich. Die komba unterstützt daher die Aufforderung der Bertelsmann-Stiftung, das Aufgabenportfolio der Kitas als eine von weiteren wichtigen Maßnahmen gegen den Fachkräftemangel zu überprüfen.

Auch der VBE warnte anlässlich der Veröffentlichung des Monitors vor den Folgen des Personalmangels. „Die Ergebnisse zeigen einmal mehr erschreckend deutlich: Die Bildungs- und Betreuungsqualität in den Kitas ist massiv gefährdet, der Mangel an Fachkräften ist eklatant, das Platzangebot reicht bei weitem nicht aus“, sagte der VBE Bundesvorsitzende Udo Beckmann. „Die heute vorgelegten Zahlen zeigen die ganze Dramatik. Sie belegen, dass die bisherigen Maßnahmen der Politik absolut unzureichend sind. Das politische Versagen in der Vergangenheit gefährdet die Zukunft der Kinder und, infolge ständiger Überlastung, die Gesundheit des pädagogischen Fachpersonals. Der Rechtsanspruch von Eltern auf einen Betreuungsplatz wird vielerorts ad absurdum geführt. Die Situation lässt sich nicht mehr schönreden. Die Personallage in den Kitas entspricht immer mehr einer Notversorgung. Individuelle Förderung zur Behebung von Bildungsungerechtigkeit ist kaum möglich. Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Kinder derzeit von einem unterfinanzierten Teil des Bildungssystems, der Kita, in den nächsten unterfinanzierten Bereich, die Schule, weitergereicht werden. Das ist unverantwortlich, wie auch die jüngsten IQB-Zahlen unmissverständlich belegen.“

Die Situation an Kitas hat sich zuletzt teilweise sogar nochmals verschärft. Beckmann: „Ein Beispiel: Ungefähr 9.000 Kitas haben in Deutschland im Jahr 2021 in über der Hälfte der Zeit in aufsichtspflichtrelevanter Personalunterdeckung gearbeitet, die eigentlich zeitweise hätten geschlossen werden müssen, da es schlichtweg nicht genügend Erzieherinnen und Erzieher gab, um alle Kinder zumindest sicher zu betreuen. Das ist ein Skandal. Das Ländermonitoring kommt zu dem Schluss, dass die Anforderungen an das Kita-Personal sich mit der aktuellen Personalbemessung nicht mehr umsetzen lassen – dem ist leider voll zuzustimmen.“

Mit Blick darauf, was es jetzt dringend braucht, erklärt der VBE Chef: „Es ist klar, dass es mit Blick auf bestehende und zusätzliche Herausforderungen, wie etwa dem Rechtsanspruch auf Ganztagsbetreuung und weitere Integrationsaufgaben, massive und abgestimmte Anstrengungen auf allen Ebenen braucht. Das alles muss eingebunden sein in eine Gesamtstrategie unter Einbindung aller politisch Verantwortlichen und der verschiedenen Interessenvertretungen. Das Kita-Qualitätsgesetz ist hier ein richtiger und dringend notwendiger Schritt, aber er reicht, auch im finanziellen Umfang, bei weitem nicht aus. Um im System engagierte Fachkräfte zu entlasten und zu halten und dringend benötigte zusätzliche Fachkräfte zu gewinnen, braucht es aufeinander abgestimmte, flächendeckende Investitionen im Rahmen einer bundesweit abgestimmten Fachkräfteoffensive, ergänzt um regional angepasste Maßnahmen. Diese müssen die Ausweitung der Ausbildungskapazitäten an Fach- und Hochschulen,– ohne eine Absenkung des Qualitätsniveaus –, und das Angebot adäquater Entwicklungsperspektiven für ausgebildete Fachkräfte mitdenken, auch um das Berufsbild attraktiver zu machen. Es braucht insgesamt eine deutliche Verbesserung der Arbeitsbedingungen. Hierzu gehört neben einer bedarfsgerechten Personalausstattung die Unterstützung durch multiprofessionelle Teams, eine bessere Bezahlung und die Einführung einer grundsätzlich vergüteten Ausbildung.“

 

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