„Die Arbeitswelt muss den Bedürfnissen der Menschen gerechter werden“

Rente mit 70? – dbb Vize Dauderstädt fordert gleitenden Übergang zum Ruhestand

Mit dem Plädoyer für einen gleitenden Übergang aus dem Erwerbsleben hat sich der stellvertretende dbb Bundesvorsitzende Klaus Dauderstädt in die aktuell wieder auflebende Diskussion um das Renteneintrittsalter eingeschaltet. Von den „Gebern der Arbeit“ dürfe man erwarten, dass sie sich „mehr um die Verträglichkeit der Gabe kümmern“, sagte Dauderstädt am 18. August 2010 in Berlin.

Stress, Mobbing, Wettbewerbsdruck und Überlastung, Störfaktoren, denen sich viele ältere Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer ausgesetzt fühlten, könnten nicht durch ergonomisch saubere Arbeitsstätten oder regelmäßige Augentests für Bildschirmarbeiter allein kompensiert werden, so Dauderstädt. Auch nehme die Leistungsfähigkeit des Menschen im Alter nicht schon deshalb zu, „weil Staats-Budget und Beitragsbelastung der Einkommen an ihre Grenzen stoßen“, ergänzte der dbb Vize mit dem Hinweis, dass Regelaltersgrenze und Durchschnittszugang seit Jahrzehnten voneinander abwichen: „Wenn die Abschläge auszuhalten sind, sucht der Bürger vielfach den frühesten Ausstieg. Das ist nicht mit Faulheit zu begründen, sondern hat seine Ursachen in der Arbeitswirklichkeit.“

Die aktuellen Forderungen nach einer weiteren Verschiebung der Renten-Zugangsgrenze in Richtung 70 Jahre können aus Sicht Dauderstädts am ehesten mit Sinn gefüllt werden, wenn Überlegungen zu einem neugestalteten, gleitenden Übergang in den Ruhestand einbezogen werden. Auf diese Weise würden ältere Beschäftigte auch vor der vielfach gefühlten Leere oder dem vermeintlichen Defizit sozialer Akzeptanz bewahrt, die ein schlagartiges Aussteigen aus dem Beruf häufig mir sich bringt: „Bisherige Vorruhestands- und Altersteilzeit-Modelle hatten ihren faktischen Schwerpunkt in einem vorzeitigen, nicht einem gleitenden Ausstieg aus dem Erwerbsleben. Die Arbeitswelt muss den Bedürfnissen der Menschen gerechter werden, sonst nutzen auch neue Kufen für ein weiteres Gleit-Modell wenig“, machte Dauderstädt deutlich.

 

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