- Warnstreiks allerorten: Bilder von Fulda 1-11, Erfurt 12-15, Bremerhaven 16-22, Salzgitter 23-29 und Rostock 30-32, Bild oben: Sandra Kothe bei ihrer Rede in Fulda
„Vorfahrt für die Jugend“- lautstarker Jugendprotest in der Einkommensrunde für Bund und Kommune
In der ersten Phase der Warnstreiks waren auch viele junge Beschäftigte und Auszubildende des öffentlichen Dienstes vertreten. Sie machten lautstark auf der Straße und auf der Rednerbühne deutlich, dass sie von den Arbeitgebern ein faires und angemessenes Angebot erwarten.
Nach ergebnislosem Ende der ersten Verhandlungsrunde am 21. März 2016 traten diese Woche in Rostock, Bremerhaven, Erfurt, Fulda, Salzgitter, Flensburg und Koblenz die Beschäftigten in den Ausstand. Immer vorne mit dabei: die dbb jugend.
Die stellvertretende Vorsitzende der dbb jugend (Bund), Liv Grolik, nutzte in Rostock die Gelegenheit, für die Jugend zu sprechen: „Der öffentliche Dienst braucht Nachwuchs! Und der Nachwuchs kommt nur, wenn ihm ordentliche Arbeitsbedingungen geboten werden. Wir haben es satt, dass die Politiker im Bundestag sich ihre Diäten gegenseitig erhöhen und wir diskutieren hier um 100 Euro mehr pro Azubi. Das ist Geld, welches den Lebensunterhalt decken soll und kein Geld, um sich ein Luxusleben zu leisten.“
Die Jugend des deutschen beamtenbundes und tarifunion fordert im Rahmen der Einkommensrunde neben der Erhöhung der Azubientgelte um 100 Euro auch die unbefristete garantierte Übernahme nach Beendigung der Ausbildung.
In Bremerhaven steht Rebecka Manning, Mitglied der Jugend im Verband Gewerkschaft und Soziales vbba, auf der Bühne und schildert als Betroffene: „Zur Zeit bin ich bei der Agentur für Arbeit als Angestellte beschäftigt. Mittlerweile habe ich das vierte befristete Arbeitsverhältnis im öffentlichen Dienst hinter mir und anstatt einer Festanstellung habe ich nun seit dem 1. April diesen Jahres eine befristete Teilzeitstelle für ganze 19,5 Stunden, weil angeblich kein Geld da ist.“
Wie ihr geht es vielen Auszubildenden und jungen Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Laut einer Studie der IAB ist der öffentliche Dienst negativer Spitzenreiter bei den Befristungen. Besonders häufig trifft es die Gruppe der 16 bis 24 Jährigen. Eine entsprechende Regelung im Tarifvertrag? Fehlanzeige.
Sandra Kothe, Vorsitzende der dbb jugend (Bund), spricht in Fulda ein weiteres Problem an: „Eine besondere Benachteiligung erleiden unsere Azubis derzeit bei den Reisekosten zu auswärtigen Berufsschulen. Aufwendungen werden erst erstattet, soweit sie sechs Prozent des Azubientgeltes übersteigen. Ja wo sind wir denn, dass wir für die Arbeit noch Geld mitbringen müssen? In der freien Wirtschaft überschlagen sich die Arbeitgeber mit Benefits und Vergünstigungen und bei uns legt der Nachwuchs die Kohle auf den Tisch.“
In Flensburg macht Tiemo Olesen, Azubi und Mitglied der komba-jugend, seinem Ärger Luft: "Die Arbeitgeber nennen die Forderung nach einer Erhöhung der Azubientgelte um 100 Euro gierig. Ich nenne es gierig, wenn die Arbeitgeber uns die Zusatzversorgung kürzen wollen!"
Auch in Salzgitter macht sich die Jugend Gedanken um ihre Zukunft. Mario Römer, Landesjugendleiter der niedersächsischen Beamtenbundjugend, appelliert an die Arbeitgeber: "Vergesst was ihr vorhabt mit unserer VBL! Das ist unsere Rente! Wer die VBL kürzen will, der wird nicht nur die Rentner in den Ruin stürzen, sondern auch die jungen Kolleginnen und Kollegen des öffentlichen Dienstes!"
Die laufenden Tarifverhandlungen betreffen neben 2,4 Millionen Beschäftigten auch über 100.000 Auszubildende und Praktikanten unmittelbar und mittelbar.