dbb Bundesfrauenvertretung

Gleichstellungsindex 2019: Mehr Mut bei Frauenförderung gefordert

Die dbb bundesfrauenvertretung fordert von der Bundesregierung mehr Mut bei der Frauenförderung in den obersten Bundesbehörden. Bekannte Hindernisse in der Beförderungspraxis müssten endlich beseitigt werden.

„Von wegweisenden Fortschritten bei der Frauenförderung sind die obersten Bundesbehörden meilenweit entfernt. Die Bundesregierung muss bei der Beförderung von weiblichen Spitzenkräften deutlich mehr Mut beweisen. Es ist Zeit, aus Trippelschritten echte Sprünge zu machen. Nur dann kann das im Koalitionsvertrag vereinbarte Ziel der gleichberechtigten Teilhabe im öffentlichen Dienst des Bundes bis 2025 erreicht werden. Der Ausbau der mobilen und flexiblen Arbeit zur besseren Vereinbarkeit von Familie und Beruf, wie von Bundesfrauenministerin Franziska Giffey gefordert, reicht dafür allein nicht aus“, kritisierte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, die am 25. Februar 2020 veröffentlichten Ergebnisse des Gleichstellungsindex 2019. Danach konnte der Frauenanteil in Führungspositionen in den obersten Bundesbehörden im Vergleich zum Vorjahr um lediglich zwei Prozent auf derzeit 36 Prozent gesteigert werden. Damit wird der bisherige Höchstwert von 2018 (35,3 Prozent) nur knapp übertroffen.

Eine zentrale Ursache des fehlenden Fortschritts bei der Gleichstellung in den obersten Bundesbehörden verortet die dbb bundesfrauenvertretung in der Beurteilungspraxis: „Seit Jahren prangern wir die diskriminierungsanfälligen Verfahren im Beförderungssystem der öffentlichen Verwaltungen an. Die festgefahrenen Beförderungs- und Beurteilungsverfahren sind durchzogen von Geschlechterstereotypen, weil sie aus einer Zeit stammen, in der Frauen mit Familienpflichten lediglich die Rolle der ,Zuverdienerin' zugestanden wurde. Heute stellen Frauen längst die Mehrzahl der Beschäftigten in den obersten Bundesbehörden, und beinahe ebenso viele Frauen wie Männer sind im höheren Dienst beschäftigt. Das muss auch endlich in den Beurteilungs- und Beförderungsverfahren abgebildet werden“, stellte Wildfeuer heraus.

Darüber hinaus verwies Wildfeuer auf die sich wandelnde Arbeitswelt. „Mit der Digitalisierung haben wir eine weitere Zeitenwende erreicht. Mobiles und flexibles Arbeiten verändert nicht nur die Art, wie wir Arbeiten, sondern verlangt auch eine neue Führungskultur und eine zeitgemäße Leistungsbewertung. Hierin liegt die große Chance für den öffentlichen Dienst, eine erfolgreiche Gleichstellungsstrategie aufzusetzen. Was künftig bei dienstlichen Beurteilungen und Beförderungen zählen muss, ist weniger die Arbeitszeit oder die Mobilität als vielmehr die Produktivität. Die dienstliche Beurteilung ist der Knackpunkt, sie muss endlich in die digitale Zeit gehoben und dabei von Geschlechterstereotypen befreit werden“, forderte Wildfeuer.

Hintergrund:

Der Gleichstellungsindex wird jedes Jahr im Auftrag des Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) vom Statistischen Bundesamt (Destatis) erstellt und ist Teil des Gesetzespaketes zur gleichberechtigten Teilhabe von Frauen und Männern an Führungspositionen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Dienst. Die Daten im Gleichstellungsindex 2019 beziehen sich auf den Zeitraum vom 1. Juli 2018 bis zum 30. Juni 2019.

 

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