Internationaler Tag gegen Rassismus
Neue Perspektiven für Menschen mit Migrationsgeschichte schaffen
Zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März 2022 plädiert die dbb frauen Chefin Milanie Kreutz für mehr Chancengleichheit im öffentlichen Dienst.
„Als Beschäftigte im öffentlichen Dienst sind wir Entscheidungstragende, Beratende, Dienstleistende sowie Kommunikatorinnen und Kommunikatoren. Diese Funktionen müssen wir mit einem echten Verständnis für Auswirkungen auf verschiedene Gesellschafts- und Bevölkerungsgruppen ausüben. Das erfordert interkulturelle Kompetenz, einen empathischen Führungsstil und Chancengleichheit für Menschen mit Migrationsgeschichte“, stellte Kreutz am 21. März 2022, dem Internationalen Tag gegen Rassismus, klar. Während in Deutschland rund 22 Prozent der Erwachsenen über eine Migrationsvergangenheit verfügen, liegt deren Anteil in der öffentlichen Verwaltung bei lediglich 6 Prozent.
Der öffentliche Dienst verfehle hier klar das Ziel, die Bevölkerung realistisch abzubilden. „Wir brauchen in allen Bereichen der Verwaltung, vor allem auch im gehobenen Dienst, mehr Menschen mit Migrationsgeschichte. Und zwar nicht nur, weil wir es uns angesichts des immer größer werdenden Fachkräftemangels nicht leisten können, wertvolle Potenziale zu verschenken. Der öffentliche Dienst muss die vielfältige Gesellschaft, in der wir leben, widerspiegeln. Nur so können Verwaltungen ihre Kernkompetenzen bedarfsgerecht ausbauen und für jeden und jede eine lebenswerte Gesellschaft gestalten“, machte Kreutz deutlich. Das erfordere insbesondere eine zielgruppengerechte Ansprache von Nachwuchskräften und anonymisierte Bewerbungsverfahren. „Diese tragen vor allem auch dazu bei, Mehrfachdiskriminierungen von Anfang an vorzubeugen“, so Kreutz.
Zudem forderte die dbb frauen Chefin im Behördenalltag mehr Empathie und eine vorurteilsfreie Kommunikation mit Mitbürgerinnen und Mitbürgern mit Migrationsgeschichte. „Meine philippinische Mutter hatte sofort Vorbehalte, als sie hörte, dass ich mich für eine Karriere im öffentlichen Dienst interessiere. Als Einwanderin in Deutschland hatte sie der Gang zum Amt oft Überwindung gekostet – nicht nur, weil das ‚Beamtendeutsch‘ zu komplex für sie war, sondern auch aufgrund von fehlendem Verständnis für ihre Umstände als Neuankömmling in einem fremden Land“, weiß die Steuerbeamtin aus eigener Erfahrung.
Laut Kreutz brauche es ein Behördenklima, das Unterschiede nicht totschweige, sondern Vielfalt zelebriere. Dabei verweist sie auch auf die Vulnerabilität von Frauen mit Migrationshintergrund. Es seien Schutzräume notwendig, in denen Tarifbeschäftigte ebenso wie Beamtinnen und Beamte aus marginalisierten Communities rassistische, sexistische und andere Vorfälle melden können – auch solche, die bisher nicht strafrechtlich verfolgt würden.