Gleichstellung in Europa: EU muss mehr Verantwortung übernehmen
Die dbb bundesfrauenvertretung hat ihre Forderung nach einer europaweiten Gleichstellungsstrategie erneuert. „Gleichstellungsdefizite gibt es in allen europäischen Ländern. Die Europäische Union kann sich hier nicht länger aus der Verantwortung stehlen“, erklärte Helene Wildfeuer, Vorsitzende der dbb bundesfrauenvertretung, am 4. November 2016.
Die Ankündigung der EU-Kommission, im kommenden Jahr einen Vorschlag zur Verbesserung der Vereinbarkeit von Beruf und Familie vorzulegen, sei längst überfällig. „Nach den gleichstellungspolitischen Enttäuschungen der vergangenen Jahre, erst die Rücknahme der Mutterschutznovelle, dann die Blockade der Frauenquote im Rat durch einige Mitgliedstaaten, erwarten wir jetzt ein zukunftsfähiges Konzept, das mit Nachdruck verfolgt wird“, forderte die Vorsitzende.
Insbesondere mit Blick auf die Verdienstunterschiede in Deutschland, die mit durchschnittlich 20 Prozent deutlich über dem EU-Level liegen, müssten jetzt eindeutige Signale aus Europa kommen. „Die Bundesregierung ringt seit Monaten um ein Gesetz, das zu mehr Lohngerechtigkeit führen soll. Dabei ist zweifelhaft, wie viel am Ende von der guten Idee übrigbleibt, geschlechterbedingte Verdienstunterschiede durch mehr Lohntransparenz zu beseitigen. Hätte die europäische Staatengemeinschaft hier von Anfang an mehr Druck gemacht, wären wir längst einen Schritt weiter“, so Wildfeuer.
Ausgehend von den Ergebnissen der Konsultationen mit den Sozialpartnern hatte die EU-Kommission anlässlich des Europäischen Tages der Lohngleichheit am 3. November 2016 angekündigt, im kommenden Jahr einen Vorschlag für Erwerbstätige mit Familie vorzulegen. Der Vorschlag soll „nicht nur berufstätigen Eltern und pflegenden Angehörigen dabei helfen, ein echtes Gleichgewicht zwischen Privat- und Berufsleben herzustellen, sondern Frauen mehr Teilhabe am Arbeitsmarkt ermöglichen“. Neben flexiblen Arbeitszeitregelungen und einer erschwinglichen Kinderbetreuung sollen auch die Inanspruchnahme von Urlaubsregelungen und die Wahrnehmung von Auszeiten in den Fokus gerückt werden. „Männer sollten sich in derselben Weise wie Frauen um ihre Familien kümmern können, und Unternehmen sollten in der Lage sein, qualifizierte Frauen, die Europa braucht, zu halten und zu fördern“, heißt es in einem gemeinsamen Schreiben des Ersten Vizepräsidenten der EU-Kommission Frans Timmermans und der EU-Kommissarinnen Marianne Thyssen und Vera Jourová.
Während in Deutschland der Equal Pay Day üblicherweise im März begangen wird, findet der europäische Equal Pay Day am 3. November statt. Es ist der Tag im Jahr, ab dem Frauen im Vergleich zu Männern – statistisch gesehen – kein Geld mehr für ihre Arbeit erhalten. Denn der durchschnittliche Stundenlohn für Frauen in Europa ist 16,7 Prozent niedriger als der für Männer. Diesen Anteil am Jahr arbeiten Frauen faktisch unbezahlt.
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